Twisted City by Starr Jason

Twisted City by Starr Jason

Autor:Starr, Jason [Starr, Jason]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Kriminalliteratur
ISBN: 9783257604672
Herausgeber: Diogenes
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


[186] 8

Das Telefon riß mich aus dem Schlaf. Verwirrt setzte ich mich auf. In der Küche und im Flur brannte noch Licht. Wieder klingelte es, und ich schaute auf die Uhr – 1 Uhr 03.

Beim dritten Klingeln griff ich nach dem Hörer und dachte gleich darauf: ›Scheiße, ist bestimmt die verdammte Polizei. Warum hab ich bloß abgenommen?‹

»Hallo«, sagte ich mißtrauisch.

»Wir müssen uns sofort treffen, David. Jetzt gleich!«

Als ich Charlottes nervige Quiekstimme hörte, fragte ich mich, ob ich einen Alptraum hatte. Ich sagte nichts und versuchte, erst mal zu begreifen, was eigentlich los war.

»He? Noch da?« fragte Charlotte.

»Ich bin noch dran.« Dann dachte ich an Rebecca. »Eine Sekunde.«

Ich ließ das Telefon auf dem Sofa liegen und hörte Charlotte protestieren: »He, wohin wollen Sie? Kommen Sie zurück!«, doch wurde ihre Stimme leiser und verstummte, als ich auf den Flur lief. Vorsichtig öffnete ich die Tür zum Schlafzimmer. Drinnen war es dunkel, aber ich sah, daß Rebecca im Bett lag und schlief. Ich schloß die Tür, kehrte ins Wohnzimmer zurück und hörte Charlottes schreiende Stimme wieder durch den Hörer dringen.

[187] Sie rief: »Wo bleiben Sie denn…? Hallo? Hallo?«

»Sind Sie verrückt?« fragte ich. »Warum rufen Sie mich an?«

»Wir müssen miteinander reden«, sagte sie. Im Hintergrund waren Geräusche zu hören – ein hupendes Auto, Stimmen mit spanischem Akzent.

»Über was?« wollte ich wissen.

»Treffen wir uns in der Holiday Cocktail Lounge an der St. Marks –«

»Erzählen Sie –«

»Nein, treffen wir uns lieber in der Cocktail Lounge, St. Marks Ecke First –«

»Sind Sie nicht ganz dicht?« sagte ich. »Es ist ein Uhr früh.«

Sie holte tief Luft und sagte dann: »Seien Sie da.«

»Charlotte!« rief ich, aber sie hatte bereits aufgelegt. Mit Sternchen 69 rief ich zurück, aber ein Typ meldete sich.

»Ist Charlotte da?« wollte ich wissen.

»Wer?« fragte der Typ.

»Charlotte«, sagte ich. »Sie hat dunkelblondes Haar und ist ziemlich mager.«

»Mann, das hier ist eine verdammte Telefonzelle.«

»Ich weiß, daß es eine Telefonzelle ist. Könnten Sie sich nicht trotzdem mal umsehen?«

Der Typ legte auf.

»Scheiße«, sagte ich und knallte den Hörer auf die Gabel.

Ich wollte das Telefon ausstöpseln und weiterschlafen, wußte aber, daß das ein Fehler sein würde. Charlotte könnte versuchen, mich wieder reinzulegen, oder [188] irgendwas hatte mit der Polizei nicht geklappt. Wie auch immer, ich mußte wissen, was los war.

Ich war in meinen Kleidern eingeschlafen, brauchte mich also nicht anzuziehen, schlüpfte in meine Schuhe, warf mir die Jacke über und ging.

Auf der Columbus besorgte ich mir ein Taxi in Richtung Downtown. Bei dem Gedanken, Charlottes Gesicht wiedersehen zu müssen, wurde mir übel. Dann fragte ich mich, ob sie der Polizei von mir erzählt hatte und überredet worden war, sich verkabeln zu lassen. Ich könnte direkt in eine Falle laufen.

Das Taxi raste am Lincoln Center vorbei, umkreiste den Columbus Circle und fuhr weiter nach Downtown.

Second Avenue Ecke St. Marks stieg ich aus und lief eine Querstraße weiter zur Holiday Cocktail Lounge, einer Kaschemme mit Metallgitter und schwarzer, mit Graffiti besprühter Markise. Um einen hufeisenförmigen Tresen saß oder stand eine Ansammlung aus Drop-outs und Collegestudenten, die sich anstrengten, wie Drop-outs auszusehen. Aus der Jukebox dröhnte Tangled Up in Blue.



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